Anlässlich des 30. Todestages errichtete der Südtiroler Heimatbund einen Gedenkstein für Sepp Kerschbaumer
In diesem Abschnitt wollen wir auch all jenen Gedenken, die sich in dieser schwierigen Zeit alles für unsere Heimat gegeben haben und dabei ihr Leben für uns aufs Spiel gesetzt haben.
Es waren viele, wir wollen hier jene aufzählen, die als engste Mitkämpfer gelten
Sepp Kerschbaumer war ein begnadeter Schreiber und beherrschte die deutsche Sprache ausgezeichnet. Aus dem Gefängnis schrieb er regelmäßig ausführliche Briefe und auch Postkarten an seine Frau, an die einzelnen Kinder, an den Frangarter Pfarrer, an Freunde und Bekannte. Nie beklagte er sich, sondern er versuchte auch noch vom Gefängnis aus, seinen Kindern erzieherische Ratschläge zu geben. Aus den Briefen geht nicht nur hervor, wie er seinen Gefängnisalltag verbrachte und was er dachte, sondern auch, dass er sich für alles, was geschehen war, voll verantwortlich fühlte.
Im Gegensatz zu Sepp Kerschbaumer gehörte der Freiheitskämpfer Luis Amplatz jener Fraktion an, die auch Feuerwaffen verwendete. Er wurde 1964 in Abwesenheit zu 25 Jahren Haft verurteilt. Der dreifache Familienvater flüchtete nach Österreich, kehrte jedoch immer wieder für Anschläge nach Südtirol zurück. 1964 wurde er in einer Heuhütte in Passeier von Christian Kerbler im Auftrag des Geheimdienstes SISMI ermordet. Sein Kamerad Jörg Klotz entging nur knapp dem Mordanschlag.
Er war ein führendes Mitglied des „Befreiungsausschuss Südtirol“, nahm an zahlreichen Aktionen teil und wurde nach der Feuernacht 1961 verhaftet und schwer gefoltert. Beim 1. Mailänder Prozess 1964 zu 12 Jahren Haft verurteilt, verbrachte der damals zweifache Familienvater 8 Jahre im Gefängnis.
Nach seiner Entlassung war er bis zu seinem Lebensende unermüdlich politisch tätig. Er wurde Obmann des von Hans Stieler gegründeten Südtiroler Heimatbundes und klärte jahrzehntelang in Schulen, mit Publikationen und auf Veranstaltungen über die 60er Jahre auf.
Zum engsten Kreis um Sepp Kerschbaumer gehörte auch Martl Koch. Gemeinsam mit Kurt Welser, Heinrich Klier und Sepp Innerhofer hatte er 1960 den „Aluminiumduce“ vor dem Kraftwerk in Waidbruck gesprengt. Nach der Feuernacht wurde er verhaftet und schwer gefoltert. Martl Koch wurde zu 9 Jahren und 7 Monaten Haft verurteilt, von denen er über 6 Jahre im Gefängnis verbrachte. Auch seine Frau Gretl Koch saß 4 Monate in Untersuchungshaft, und seine Lebensgefährtin Maya Mayr war 1 Jahr im Gefängnis.
Er war Gründungsmitglied des BAS und maßgeblich an der Planung der Feuernacht beteiligt. In der Carabinieri-Kaserne in Eppan wurde er schwer gefoltert. Innerhofer wurde nach 3 Jahren und 3 Monaten im Gefängnis freigesprochen, er besaß jedoch 35 Jahre lang keine Bürgerrechte, er durfte keinen Besitz haben und keine öffentlichen Ämter bekleiden. Bis zu seinem Tod klärte er in Schulen und auf Veranstaltungen über die Beweggründe der Freiheitskämpfer der 60er Jahre auf.
Der Freiheitskämpfer Jörg Pircher war Mitbegründer des „Befreiungsausschuss Südtirol“. Er sprengte u.a. Rohbauten für Wohnungen, die vom Staat für weitere tausende süditalienische Zuwanderer errichtet wurden. Nach der Feuernacht wurde er brutal gefoltert. Beim 1. Mailänder Prozess wurde der 6-fache Familienvater zu 14 Jahren und 7 Monaten Haft verurteilt. Nach 8 Jahren und 9 Monaten wurde er 1969 als letzter Angeklagter des 1. Mailänder Prozesses freigelassen.
Er gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten des österreichischen Teils des BAS. Mit seinem charismatischen Charakter war er bei allen Südtirol-Aktivisten beliebt und geschätzt. Gemeinsam mit Herlinde Molling und anderen Helfern brachte er große Mengen an Sprengmaterial, aber auch Waffen über die Brennergrenze. Seine Familie gewährte auf dem Plumeshof in Natters vielen geflüchteten Südtiroler Freiheitskämpfern Hilfe und Unterstützung. 1965 verunglückte Welser bei einer Bergtour tödlich.
Er gehörte jenem Teil des BAS an, der die Freiheit Südtirols mit Waffen erkämpfen wollte. Der 6-fache Familienvater wurde beim 1. Mailänder Prozess zu über 18 Jahren, beim 2. zu über 4 Jahren und bei 3. zu 23 Jahren Haft verurteilt. Er konnte aber fliehen und lebte im Exil in Österreich. Seine Frau Rosa geb. Pöll war 1 Jahr und 4 Monate im Gefängnis, obwohl ihr kein Unrecht nachgewiesen werden konnte. 1964 entging Klotz knapp einem Mordanschlag durch Christian Kerbler, der Luis Amplatz erschoss.
Der Freiheitskämpfer Luis Gutmann gehörte zum engen Kreis um Kerschbaumer. Nach der Feuernacht wurde er verhaftet und brutal gefoltert. Er verbrachte über 7 Jahre im Gefängnis.
Auch sein Bruder Richard Gutmann, der ebenfalls über 2 Jahre im Gefängnis saß, und sein späterer Schwager Siegmund Roner, der 3 Jahre lang in Haft war, waren Südtirol-Aktivisten. Letzterer hatte für Kerschbaumer als Jugendlicher Botengänge ausgeführt.
Der Schützenoffizier Franz Muther war einer der Gründer und wichtigen Persönlichkeiten des Befreiungsausschuss Südtirol (BAS). Er war der erste, der nach der Feuernacht verhaftet und brutal gefoltert wurde.
Muther wurde beim 1. Mailänder Prozess zu 9 Jahren und 5 Monaten Haft verurteilt, von denen er über 6 Jahre im Gefängnis verbrachte. Nach ihm ist die Schützenkompanie von Laas benannt.