Sepp Kerschbaumer wurde am 7.November 1913 in Frangart geboren. war die herausragende Persönlichkeit des Südtiroler Freiheitskampfes der 50er und 60er Jahre, der in der „Feuernacht“ gipfelte.
Im Juli 1964 wurde er beim Ersten Mailänder Prozess zu 16 Jahren Haft verurteilt – unter anderem, weil er gegen die Einheit des Staates agiert hatte. Nur wenige Monate später – am 7. Dezember 1964 – starb er mit nur 51 Jahren im Gefängnis von Verona, offiziell an Herzversagen.
Sepp Kerschbaumer aus Frangart war die herausragende Persönlichkeit des Südtiroler Freiheitskampfes der 50er und 60er Jahre, der in der „Feuernacht“ gipfelte. Er war kein Terrorist, sondern ein Idealist mit strengen moralischen Grundsätzen, dem letztendlich sogar Richter und italienische Medien Respekt zollten. Sein Leben lang hat Kerschbaumer beispielhafte Zivilcourage gezeigt, um immer wieder Probleme aufs politische Parkett zu bringen,
die nicht gelöst waren − auch wenn dies zu seinem persönlichen Nachteil gereichte.
Nach seiner Verhaftung im Juli 1961 wurde er – ebenso wie Dutzende seiner Mitstreiter − von Carabinieri schwer gefoltert. Im Juli 1964 wurde er beim Ersten Mailänder Prozess zu 16 Jahren Haft verurteilt – unter anderem, weil er gegen die Einheit des Staates agiert hatte. Nur wenige Monate später – am 7. Dezember 1964 – starb er mit nur 51 Jahren im Gefängnis von Verona, offiziell an Herzversagen.
Der Eppaner Schützenkompanie war es ein großes Anliegen, anlässlich des 60. Todestages ihres Namengebers und dieses großen Sohnes der Gemeinde Eppan nicht nur eine Gedenkausstellung und verschiedene Veranstaltungen zu organisieren, sondern auch, etwas Bleibendes zu schaffen.
Dies ist mit dem Anbringen von Infotafeln, mit der Gestaltung der Homepage und mit dem digitalen Parcours zum Leben Sepp Kerschbaumers hervorragend gelungen. Ich danke dem Organisationskomitee für seinen großen Einsatz und wünsche mir, dass das, was Sepp Kerschbaumer in
seinem Leben geleistet hat, auf Interesse stößt und Anerkennung findet.
Maximilian Schmid,
Hauptmann der Schützenkompanie Sepp Kerschbaumer Eppan
Sepp Kerschbaumer ist keineswegs vergessen. Seine Kurzbiografie findet sich nicht nur in der Deutschen Enzyklopädie, sondern auch in mehreren italienischen und englischen Nachschlagewerken. Nach seinem Namen hat sich die Eppaner Schützenkompanie umbenannt, die „Stille Hilfe Sepp Kerschbaumer Eppan“ ist ein Notfonds, der ebenfalls nach ihm benannt ist, die Gemeinde Eppan hat in Frangart eine Straße nach ihm benannt, und sogar eine Wohnsiedlung in der Pfeilgasse in Wien trägt seinen Namen.
Sehr aufschlussreich ist seine Biografie, die von seinem früheren Mitstreiter, dem renommierten Historiker Dr. Josef Fontana, und Hans Mayr verfasst wurde und 2021 erschienen ist.
Was ist nun aber das Vermächtnis dieses großen Tirolers? Was ist geblieben von dem, was er vorgelebt hat? Von seinen Idealen?
Sepp Kerschbaumer war ein Mann, dem letztendlich selbst Richter und italienische Medien Respekt zollten – ein Idealist mit strengen moralischen Grundsätzen.
Sein Leben lang hat er beispielhafte Zivilcourage gezeigt. Auch wenn es zu seinem persönlichen Nachteil gereichte, getraute er sich, zu provozieren, um Themen aufs politische Tapet zu bringen, die nicht oder nur unzulänglich gelöst waren.
Vorurteile waren Kerschbaumer fremd, und er unterschied streng zwischen „den Italienern“, mit denen er im Alltag zu tun hatte, denen er zinslos Kredite gewährte und denen er half, wenn sie in Schwierigkeiten waren, und dem italienischen Staat auf der anderen Seite, der eine Politik ausübte, die für die Südtiroler nicht akzeptierbar war.
Beeindruckend sind sein Gottvertrauen und seine tiefe Religiosität. Verzicht und Opferbereitschaft fielen ihm anscheinend nicht schwer, wenn es darum ging, Ziele für seine Heimat anzustreben. Wenn er wie selbstverständlich er im Grunde genommen auch seine eigene Familie geopfert und ihrem Schicksal überlassen hat, ohne sie je in seine Entscheidungen mit einzubeziehen, so war dies wohl in seinen Augen eine Pflicht, sein persönliches Opfer für die Zukunft seiner Heimat, seine Verantwortung für die kommenden Generationen.
In vielen dieser Charaktereigenschaften, in seinen Anschauungen und in seiner Lebensweise kann Sepp Kerschbaumer ein Vorbild für alle sein, denen das Schicksal ihrer Heimat am Herzen liegt. Aber etwas scheint besonders wichtig geworden zu sein: wach zu sein, Augen und Ohren offen zu halten, sensibel zu sein für Ungerechtigkeiten, und dort Mut zu zeigen, wo es unsere Stimme und unseren Einsatz braucht.